Im April ist eine Studie von Roland Berger zur Nachhaltigkeit im Immobilienmanagment erschienen: „…Die Erhebung basiert auf einer Ende 2009 durchgeführten Online-Befragung, an der sich über 40 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt haben. Unter den Teilnehmern waren im Wesentlichen Manager von Immobilienportfolios (z.B. Immobiliengesellschaften, Immobilienfonds, Corporate Real Estate Management)….“
Die Nachhaltigkeitszertifikate erscheinen den befragten Teilnehmern noch nicht messbar vorteilhaft:
„…Zertifikate, die den Akteuren im Immobilienmanagement als Orientierungshilfe dienen und vor ungerechtfertigt hohen Preisen schützen sollen, gibt es bereits. Aber die große Vielfalt mindert die Transparenz und damit die Akzeptanz in der Branche. Zertifikate wie das LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) und das Deutsche Gütesiegel für nachhaltiges Bauen (DGNB) haben nach Meinung der Studienteilnehmer drei Nachteile: Sie sind erstens zu einseitig an der Ökologie ausgerichtet, die ökonomische Dimension tritt hinter den Umweltaspekten zurück. Zweitens werden Aufwand und Kosten des Zertifizierungsprozesses den Bedürfnissen des Nachfragers nicht gerecht und drittens liefern immobilienspezifische Kennzahlen wie der Energieverbrauch ohnehin Rückschlüsse auf die Nachhaltigkeit. Bei aller Skepsis räumen die Befragten jedoch ein, dass Nachhaltigkeitszertifikate eine immer wichtigere Rolle als Werttreiber für Immobilien spielen werden.(…)
1. Nach Ansicht der Befragungsteilnehmer ist Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement kein kurzfristiger Hype sondern wird als langfristiger Trend angesehen
2. Über 70% der Bauherren und Investoren sind bereit für die Nutzung nachhaltiger Immobilien höhere Investitionskosten in Kauf zu nehmen – auf Basis dieser Zahlungsbereitschaft ergibt sich für Deutschland ein zusätzliches Investitionspotenzial von rund 13 Mrd. EUR pro Jahr
3. Mieter sind bereit durchschnittlich 4,5% höhere Mietkosten für nachhaltige Immobilien zu bezahlen – ein Viertel der Teilnehmer würde sogar Mehrkosten akzeptieren, welche die Einsparungen aus reduziertem Energiebedarf übersteigen
4. Eine langfristige Orientierung im Immobilienmanagement konnte sich bislang nicht durch- setzen – Immobilien werden nur von 36% der Teilnehmer als strategische Ressource angesehen
5. Eine Trendwende ist in Sicht: Durch Verankerung des nachhaltigen Immobilienmanagements in der Unternehmensstrategie sehen in 5 Jahren bereits 46% die Immobilien als strategische Ressource
6. Aus Sicht der Befragungsteilnehmer haben Zertifikate für die Steigerung der Nachhaltigkeit von Immobilien nur eine geringe Bedeutung – hohe Kosten und geringe Transparenz sind wesentnliche Gründe für diese Aussage
7. Zukünftig wird den Zertifikaten jedoch eine erhebliche Bedeutung als Treiber für die Werthaltigkeit beigemessen – der Anteil zertifizierter Immobilien wird sich in den nächsten 5 Jahren signifikant erhöhen
8. Fast 60% der Teilnehmer beurteilen das Angebot an nachhaltigen Dienstleistungen am Markt als zu niedrig – Facility Management Dienstleister müssen zur Umsetzung zukünftig ein breites interdisziplinäres Fachwissen aufweisen
9. Immobilienmanager erwarten von Facility Management Dienstleistern die Erweiterung des Leistungsportfolios, um Beratung und Implementierung aus einer Hand zu ermöglichen
10. Aus Sicht der Befragungsteilnehmer sind im Wesentlichen Bauherren und Planer verantwortlich Immobilien nachhaltig zu gestalten…)“
Quelle: Roland Berger Studie „Nachhaltigkeit im Immobilienmanagement“ erschienen am 1.April 2010