Ein ganz eigener Typus des grünen Bauens ist die Ökosiedlung. Diese wurde einer der Hochphasen der alternativen Baukultur nach dem Ölpreisschock 1979 auch in Deutschland populär. Sie bot die Möglichkeit das neugewonnene Bewusstsein der Verantwortung für die Umwelt in eine lebende Manifestation zu verwandeln. Die Überzeugung konnte nicht nur in Form gegossen werden sondern auch in Gemeinschaft vorgelebt werden.
Diese Ökosiedlungen entstanden ab den frühen 1980er Jahren von Süddeutschland ausgehend in der ganzen BRD, wobei ein Blick auf die Statistik einen geradezu unheimlichen Vorsprung der Baden-Württembergischen Häuslebauer aufzeigt: von 25.700 realisierten (registrierten) Wohneinheiten sind 13.300 in BW entstanden alle 15 übrigen Bundesländer stellen die weiteren 49,873%…. (Quelle:www.oekosiedlungen.de 5/2008)
Eine der typischsten Siedlungen dieser Art ist der Cherbonhof in Bamberg (Bayern) der allerdings als Landschaftssiedlung angesprochen wird. Die Architekten Gerhard und Theodor Henzler hatten 1979 ein „Stadtökologischen Manifest“ (Leitbild für die Siedlungsplanung) für den BUND in Bayern erarbeitet. zum Verständiss des Manifests sei hier die Gliederung angeführt. Der Inhalt läßt sich leicht nachvollziehen…
Stadtökologisches Manifest
1. Nachbarschaften
2. Umweltschutz
3. Landverbrauch
4. Verkehrsverringerung
5. Teilautarkie
6. Gärten
7. Innenhofhäuser
8. Natur- und Heimatschutz
9. Gesundheit
10. Sozialkonzept
11. Sinne – Symbol – Maßstab
12. Mitte – Ordnung
Auf dieser Vorarbeit basierte die Konzeption der ab 1985-1989 von Ihnen realisierten Siedlung Cherbonhof.
(Luftbildzeichnung Henzler)
Die eigentliche Leistung der Architekten, und so ist auch Ihr Selbstverständnis, liegt in der klugen Auswahl der Gestaltungssatzung und der geschickten Moderation des Bauprozesses. In einem sehr lesenswerten Aufsatz des Architekten Henzler u.a. über die Gestaltfindung schreibt der Architekt, dass die „…Entwicklung einer zukunftsfähigen öko-sozialen Architektur für Wohnhäuser … ein längerfristiger Prozess (sei), an dem sich die Medien, Politiker, Behörden, Verbände, Universitäten etc. beteiligen können. Erst dann kann ein Wettbewerb der besten Ideen stilbildend wirken.“
Nach diesen Sätzen greift einem auch der etwas mittelalterlich wirkende Heimatstil des nun 20 Jahre alten Objektes nicht mehr so giftig ans Herz; nein, man blickt frohgemut nach vorne, wissend was denn die 20 vergangenen Jahre an Stilbildung geleistet haben…