Bei der schon mehrfach gestellten Frage was denn nun aus den Ideen der letzten und vorletzten Welle des Grünen Bauens geworden ist könnte hier die Idee der Biotektur von Rudolf Doernach (geb. 1927) als Beispiel stehen. Er schuf, um Wikipedia zu zitieren:
„…den bisher nicht ins Fachvokabular eingegangenen Begriff der Biotektur als Bauen mit lebenden Baustoffen, Pflanzen als Traggerüste und bioklimatische Haut, zugleich als Wand, Dach, Energieerzeugung und Dämmung (…)“
Er arbeitete u.a. mit Buckminster Fuller und Frei Otto. Um das Jahr 1965 entwickelte er ein zeittypisches futuristisches System aus Stahlrahmen mit eingehängten Raumzellen aus „Isoton“, ein von ihm entwickelter Verbundwerkstoff aus Blähton in Kunststoffschaum. Naja, zu dieser Zeit war Kunststoff noch ein unbefleckter Hoffnungsträger und die Architekten träumten davon das Bauen zu industrialisieren.
Später arbeitete Doernach am legendären Sonderforschungsbereich SFB 230 „Natürliche Konstruktionen Leichtbau in Architektur und Natur“ in Stuttgart der von 1984 bis 1995 bestand. Dies führte u.a. zur Konstruktion verschiedener Geodätischen Kuppeln und Gitterschalen aus Bäumen und Pflanzen, von denen leider keine Bilder aufzutreiben waren. Doernach lebt nun jedenfalls zurückgezogen im Schwarzwald. Der Ansatz lebende Pflanzen zur Konstruktion heranzuziehen ist nicht neu, einer der konkretesten Vorbilder wären z.B. die Schriften und Zeichnungen von Arthur Wiechula, der solche Bauwerke auch realisierte (1867 – 1941).
(Q:http://www.naturbauten.org, © Konstantin Kirsch,das Photo zeigt das Eschenhaus 1993 gepflanzt)
Neuere Beispiele wie die Arbeiten seiner Zeit antizipiert wurden sind im regionalen Kontext z.b. bei Ferdinand Ludwig zu finden.Er hat 2012 eine Doktorarbeit zur baubotanik verfasst. Die Bezeichnung wählte er wohl zur Abgrenzung zu den inzwischen zahlreichen teilweise etwas esoterischen Neben- und Entwicklungslinien der biotektur. Ludwig hat- in der Tradition der englischen follies – einen Platanenkubus und einen durch Weiden getragenen Steeg realisiert.
Im internationalen Kontext wären die medial sehr verbreiteten Beiträge von Joachim Mitchell (er war auf der TEDxBerlin 2013 zu sehen) und seiner Unternehmung terreform one zu nennen: er produzierte recht populäre Renderings zu gewachsenen Behausungen die er unter dem Namen: „Fab Tree Hab“ unter anderem im MoMa platzierte. Seine Arbeit beschränkt sich aber im wesentlichen auf die reine Vision.
(Q:http://www.archinode.com/fab-tree-hab., Joachim Mitchell)
Sein Überlegungen gehen hin bis zu der 2010 zur Diskussion gestellten Überlegung ein Haus aus Fleisch z.b. per „tissue engenering“ oder 3d Bio printing zu erstellen… Wobei damit dann doch die von Ullrich Schwarz zitierten „Grenzen des vorzeigbaren“ erreicht wären… und der Bezug zur Überschrift wieder hergestellt ist.